...ruessbrugg retour ond es bizzli meh.....ond scho bald simer weg...

Dieser Blog beschreibt unsere kleinen Abenteuer auf unserer fast 2-jährigen Reise durch Afrika auf welcher wir 60'000 Kilometer zurückgelegt haben.

Mittwoch, 11. September 2013

Äthiopien – Südäthiopien III

Äthiopien – Südäthiopien III – Nach Konso erreichen wir Arba Minch, eine Stadt welche direkt am Lake Chamo liegt. In der Umgebung lebt das Volk der Dorze, die für ihre eigentümlichen Häuser bekannt sind. Wir entscheiden uns das Hauptdorf zu besuchen. Über eine ansteigende Piste zwischen einsamen Tälern und einen steilen Bergpfad erreichen wir das abgelegene, auf 2‘700 Meter hoch gelegene, idyllische Dorf Dorze.

Das Volk der Dorze zählt heute 28‘000 Menschen und in Dorze leben rund 7‘000 Leute. Das Dorf ist in einen Berghang eingebettet. Es geht hier nur rauf oder runter. Die ovalen Häuser haben ein Gerüst aus Bambusstangen und die Dächer wie die Aussenhaut sind von den Blättern der falschen Bananenbäume. Auch das Dichtmaterial ist aus Fasern der Bananenpflanze. Die äussere Form der Häuser ist dem Kopf der Elefanten nachgebildet. Der Eingang ist der Ansatz des Rüssels und die beiden oberen Entlüftungsöffnungen symbolisieren die Augen. Vor 150 Jahren haben hier in der unmittelbaren Region noch Elefanten gelebt.

Die Häuser sind bis jetzt das komfortabelste und beste was wir im afrikanisch-traditionellen Bereich in Afrika gesehen haben! Im Hauptteil befinden sich eine Feuerstelle zum Kochen und Plätze zum Sitzen und Schlafen. In den kleineren Nebenräumen sind die Kinder, die Vorräte und die Jungtiere untergebracht.

Wir haben wieder einmal Glück und werden von einem gut englisch sprechenden Dorze geführt. Wenige Leute sprechen in Äthiopien Englisch. Tezera studiert an der Universität und nutzt seine Schulferien um in seinem Heimatdorf als guide etwas Geld zu verdienen. Er weiss vieles zu berichten und kennt sich auch historisch gut aus. Tezera sorgte auch dafür, dass wir mitten im Dorf der Dorze, zwischen den Häusern campieren durften.

Jeder Bestandteil der falschen Bananenpflanze wird von den Dorze verwendet, unter anderem auch für Gerichte! Auch besuchten wir die Kooperative der Weber. Auf 40 alten Webstühlen werden aus Baumwolle traditionelle Stoffe und Tücher hergestellt. Die Baumwolle kommt von den naheliegenden Feldern. Die Baumwolle und zum Teil deren Weiterverarbeitung ist das Kerngeschäft der Dorze. An unserem Besuchstag findet vor der Werkstatt der Weber eine Art Gerichtsverhandlung statt. Ein Weber hat sich etwas zu Schulden kommen lassen und wartete kniend auf die Urteilsverkündigung.

Von hier fahren wir nordwärts auf der verkehrsarmen N9 nach Addis Abeba. Die Strasse ist wohl verkehrsarm aber andererseits findet das soziale Leben der Menschen darauf statt. Zehntausende Leute und zehntausende Schafe, Ziegen, Kühe und störrische Esel erfordern unsere ganze Aufmerksamkeit. Auch kriegen wir hier den lange im Voraus angekündigten, faustgrossen Stein ab. In Äthiopien ist es eine Unart von einigen Leute Steine nach fahrenden Autos zu werfen!


biertrinkende Dorze Frauen


typisches Dorze Haus
(dem Elefantenkopf nachempfunden)

Rauch aus den Entlüftungsöffnungen
(mit Feuer halten wir es innen nicht lange aus)

Markttag bei den Dorze


rauchende Dorze Frauen

Baumwolle zum Verkauf!




näher können wir bei den Dorze nicht wohnen!



rauchgeschwängerter Innenraum des Dorze Hauses 


auf dem Weg zu den Webern
(barfüssiges Dorze Mädchen bei sehr kalten Temperaturen)

Fleisch der falschen Bananenpflanze für ein Gericht

Teigzubereitung mit dem gegärten Fleisch der Pflanze
(3 Monate Gärzeit)

unser Guide Tezera

Zubereitung des Fladens zwischen Bananenblättern

typische Dorze Frisur

bei den Webern

Webstuhl

Weber an der Arbeit


Gerichtsverhandlung bei den Dorze Webern
(Angeklagter kniend vor dem Ältestenrat)
 

Sonntag, 8. September 2013

Äthiopien – Südäthiopien II

Äthiopien – Südäthiopien II – Das Volk der Konso lebt in der Region der gleichnamigen Stadt welche südlich vom Chamo See liegt. Es gehört zu den Kuschiten und die Menschen sprechen im Gegensatz zu denjenigen im Südwesten lebenden, eine eigene Sprache. Das sehr fleissige Volk ist sesshaft und lebt hauptsächlich von landwirtschaftlichem Anbau. Es wird Mais und Sorghum angebaut. Sie sind auch bekannte Imker mit entsprechend grosser Honigproduktion. Die Dörfer werden von einer 1 Meter dicken und bis zu 3 Meter hohen Steinmauer umgeben. Im Konso Gebiet leben in 42 Dörfern rund 300‘000 Menschen. Die Dörfer sind in Klans aufgeteilt und diese wiederum in Familien. Eine Familie besteht im Regelfalle aus Ehepaar, meist 5 bis 6 Kindern und anderen Familienangehörigen. Nur reichere Männer haben 2 oder auch 3 Frauen. Für eine Frau muss der Mann den anderen Klan mit Waren oder Tieren im Wert von rund 1000 Birr entschädigen. Das sind rund CHF 600 und dies ist für die jungen Kleinstbauer ein Heidengeld!

Wiederum haben wir uns in der Stadt eine Besuchsbewilligung für die Dörfer der Konso eingeholt und einen einheimischen Führer engagiert. Mit dem Geld werden die  Infrastrukturen in den Dörfern verbessert. Wir entscheiden uns für das Dorf Gamole, welches 7 Kilometer im Westen von Konso liegt. 3 Motorradfahrer bringen uns und unseren Führer in horrendem Tempo ohne Helm nach Gamole. Das Dorf ist noch sehr traditionell und weist noch die aus knorrigem Holz bestehenden Rundhäuser auf. Die Häuser der Konso erkennen wir sofort an den zwei überlappenden Dachkuppeln.

Wir wohnen bei Fredy Hess, in der Kanta Lodge in Konso. Fredy’s Vater ist Schweizer, seine Mutter Äthiopierin. Die Kanta Lodge ist aus unserer Sicht die beste in ganz Südäthiopien. Wir geniessen Schweizer Qualität und Sauberkeit sowie eine herrliche Aussicht von seiner Restaurantterrasse. Wir schätzen vor allem aber das selbstgebackene Brot aus seiner Küche.


Junge im Konso Dorf



Konso Mädchen

Gemeinschaftshaus bei den Konso



singende Konso Kinder


alter Konso Mann

enge Gassen zwischen den Familien Höfen

...zwei Birr...

kleines Wohnhaus der Konso

Eingangstor zum Familienhof



Vorratshaus auf Stützen
(Schutz gegen Nässe)

Dorfbegrenzungsmauer links

sonntäglicher Volley Ball Plausch mitten im Dorf
(überlappende Dachkuppeln im Hintergrund)
 

Mittwoch, 4. September 2013

Äthiopien - Südäthiopien I

Äthiopien – Südäthiopien I – Unser erster Stopp in Äthiopien war in Yabello. Hier können wir im Hotel Yabello Motel campen, scheinbar das „beste“ Hotel im Umkreis von 200 Kilometer. Mit einem Foto zeigen wir die höchst „moderne“ Hotelküche aus welcher abends rund 80 Abendessen rauskommen. Wir haben vorzüglich gegessen. Vielleicht ist aber unsere Wahrnehmung eine andere als bei Reisebeginn vor bald 1 ½ Jahren!

Hier entscheiden wir uns auch, entgegen unserem ursprünglichen Reiseplan, auch in die Region am unteren Omo, Lower Omo Valley, zu fahren. In dieser Provinz leben ungefähr 400‘000 Menschen welche in 16 ethnisch verschiedenen tribes (Kleinvölker) aufgeteilt sind. Sie leben hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht. Sie gehören zu den sehr alten und traditionellen Volksgruppen in Afrika. Diese Erfahrung wollen wir uns nicht entgehen lassen. Andererseits fahren wir wieder einmal mehr in eine sehr entlegene Region. Die Gegend kennt keine Jahreszeiten sondern nur die kleine und die grosse Regenzeit. Wir stehen einen Monat vor der kleinen Regenzeit. Vor unserer Weiterreise hat es aber wie aus Kübeln gegossen. Die Strecke von Yabello bis nach Konso entpuppt sich als rauhe Steinpiste und zwischendurch kämpfen wir uns tapfer durch glitschigen Schlamm. Wir fahren durch Kleinstdörfer und Weiler. Die Kinder begrüssen uns laut mit „YuYu! - Yuyu!“. Die Leute sind hier wirklich sehr arm und unsere Kleidergaben werden dankbar und mit glänzenden Augen entgegengenommen. Sie reagieren überraschend sehr emotional aber wir wissen von anderen Individualreisenden, dass Dinge manchmal auf eine weniger gute Seite kippen können.

Nach Konso geht es nun direkt in die Omo Region welche im Südwesten von Äthiopien liegt. Das Gebiet um den Omo River beherbergt einige der letzten Naturvölker von Afrika. Die Landschaft ist herrlich grün und vor allem hügelig. Mit Hilfe von Feldsteinen wurden von Bauern über Generationen terrassierte Felder angelegt. Das hügelige Land wird dadurch besser ausgenutzt und gleichzeitig wird das Wegschwemmen der fruchtbaren Erde reduziert. Wir durchqueren das Stephanie-Wildschutzgebiet, nach Weyto erreichen wir Key Afar und schlussendlich Jinka. Von hier unternehmen wir unsere Ausflüge. Jinka ist eine Art Zentrum der Siedlungsgebiete und Dörfer der Ari, Hamer, Tsemai, Ongota, Bodi, Bashada, Dime, Benna, Mursi, Nyangatom, Karo und Kwegu. Diese Volksgruppen variieren von einigen hundert bis einigen zehntausend Menschen. Die bekanntesten bei den europäischen Touristen sind die Mursi. Sie gehören zu den letzten Völkern Afrikas, bei denen Frauen grosse Teller in ihren Unterlippen und Ohrlappen tragen. Sie sind bei den anderen Volksgruppen nicht beliebt da sie rasch zur Gewalt neigen, viel Alkohol trinken und in der Vergangenheit oft in Landstreitereien mit ihren Nachbarn verwickelt waren. Man hat uns dringend geraten sie nur am Vormittag zu besuchen, da sie nachmittags betrunken und aggressiv sind. Andererseits verkaufen ihre Nachbarn, die Ari, ihnen den Alkohol in Form des Getreideschnaps „Areky“ und dies illegal!

Das outfit und der style der Benna wie auch der Tsemai hat uns sehr gefallen. Die Ari haben uns in die Schnapsbrennerei eingeführt, das Töpferhandwerk vorgeführt und Injera gekocht. Injera ist ein dünner Sauerteigfladen aus dem Getreide Teff.

Die vor zwei Jahren fertiggestellte Strasse von Konso bis nach Jinka wird die kulturellen Strukturen all dieser Völker stark und nachhaltig verändern. Auch sind im Gebiet der Ari und der Mursi sechs grosse Zuckerfabriken von ausländischen Investoren geplant. Es wird von rund 340‘000 Arbeitern gesprochen…

Welche von diesen traditionellen Völkern werden wohl mit ihren Traditionen überleben?



älterer Mann in Südäthiopien

Küchenmannschaft im Yabello Motel


Benna  und Tsemai Frauen

Benna


Konso Frauen mit einer Art Kohlgewächs
(schmeckt hervorragend!)



Markt in Key Afar




junge Benna Männer


typische Benna Frauen


...sie war wirklich lustig...

Benna Junge


hübsche Ari Mädchen

Dorftöpferin bei den Ari


hellhäutiges Ari Mädchen


Mursi Frau mit eingesetztem Lippentelller

Mursi Frauen ohne Teller

Gerichtspräsidentin im Mursi Dorf


Mursi Jugendlicher