Äthiopien
Addis Abeba
Viel zu der Hauptstadt von Äthiopien gibt es nicht zu sagen. Sie ist momentan eine grosse Baustelle, die allerwahrscheinlich nie fertig wird. Man kann in den meisten Quartieren Off-Road fahren. Der Präsidentenpalast ist im Gegensatz erschreckend feudal ausgestattet. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer zahlreicher! Die Stadt hat ein gröberes Problem mit sauberem Wasser. Die Infrastruktur ist eine der schlechtesten die wir erfahren haben. Ich spreche nicht über die wenigen, hochmodernen Hotels oder die Edelfressrestaurants. Ich spreche über die Quartiere welche Addis ausmachen, also dort wo 90% der Stadtbevölkerung lebt. Wir haben noch nie so viele arme Leute gesehen. In den Einkaufszentren kauft der Präsident, kaufen die Reichen, die Angestellten der UN, der UNESCO und diejenigen der vielen, bekannten Hilfsorganisationen. In Addis wimmelt es von Angestellten, Projektleitern, Hilfswerkleitern, Entwicklungshelfern und Direktoren dieser Organisationen. Sie fahren hochmoderne 4x4. An der eigentlichen Front sieht man diese Leute nicht, geschweige in den ländlichen Gebieten. Aber man sieht sie oft in den Einkaufszentren und auch in den Edelfressrestaurants. Es sind die Leute, die die Belege für die Spesenabrechnung sorgfältig einstecken.
Eine mittelklassige Schokolade kostet im Einkaufsshop 104 Birr, dies sind umgerechnet CHF 5.00, diese wird von diesen privilegierten Einkommensklassen gekauft. Draussen zählen die vielen Bettler und Bettlerinnen sorgfältig die 10 Cent Birr Münzen in ihren schmutzigen Blechbüchsen. Eine 10 Cent Birr Münze ist ein halber Rappen oder 0.004 Euro. Diese vielen hungrigen Menschen sind unübersehbar und ihre Mittellosigkeit nagt heftig an unserer Seele. Viele, teilweise elternlosen, zerlumpten Kinder streunen nach der Suche nach etwas essbarem in der Stadt herum. Ein Einwohner forderte uns ultimativ auf, eines der Strassenkinder einfach in die Schweiz mitzunehmen.
Gut das wir in Europa so viel in diese Organisationen spenden, so können sich diese primär mit sich selbst beschäftigen...im Weiteren beruhigen wir mit den Spenden auch unser Gewissen...
Eines der kleinen Abenteuer oder
wie kommt man zu Wim’s Holland House in Addis Abeba?
Sorgfältig hatten wir bereits in
Nairobi, Kenia die Koordinaten von Wim‘s Holland House in unser
Navigationsgerät unter Favoriten eingegeben. Auch hatten uns andere Reisende
genau erklärt wie wir dieses, in overlander
Kreisen sehr bekannte, Gasthaus finden können. An und für sich klang es recht
einfach:
„Fahre in die Hauptstadt ein und fahre zum alten Bahnhof. Wenn du vor
dem Bahnhofportal stehst geht links davor ein unscheinbarer, kleiner Weg ab.
Folge diesem Weg für etwa 200 Meter, biege links ab und sofort kommst du zu
Wim!“
Unschuldig folgen wir den
Anweisungen unserer Navigation und halten Ausschau nach dem alten Bahnhof.
Ungefähr 1 Kilometer davor türmen sich Berge von Asphaltbruchstücken, Erde und
Baumaschinen. Die Chinesen versuchen im Auftrag der Stadt die Wasserleitungen
zu sanieren. Versuchen ist das richtige Wort! Die Chinesen sind in ganz Afrika
das Synonym für katastrophalen und stümperhaften Strassenbau. Alle Menschen
wissen es, nur die Regierungen offensichtlich nicht. Aber die Chinesen sind
dafür äusserst billig. Nun gut, zurück zu unserer Geschichte!
Ich realisiere, dass wir auf dem
normalen Weg nicht zum Ziel kommen. Wir beginnen es im Gegen-Uhrzeigersinn zu
umfahren und suchen nach einem Einfahrweg. Bald sind wir auf der anderen Seite
des Bahnhofs und fahren durch Slums. Der Verkehr ist unerträglich. Wir
fahren wieder nördlich bis die Hauptstrasse wieder blockiert ist. Scheinbar
keine Chance Wim zu erreichen. Wir sehen auf der Navigationsanzeige, dass Wim
400 Meter entfernt ist. Ich parke unser Camionette an einem Kreisel, Maria bewacht
den Wagen und ich mache mich mit dem Navi zu Fuss auf den Weg. Er führt mich
zuerst durch eine Baustelle und dann in die Slums. Farengschi – Farengschi
(Fremder – Fremder) höre ich aus allen Ecken. Dutzende versucht mir was zu
verkaufen. Der Off-Road Fussweg führt mich durch eine weitere Baustelle wo mich
der security-man stoppt. Nach einigen Diskussionen lässt er mich durch den Stacheldraht-Zaun
schlüpfen welcher die Leute vor dem Begehen der alten Rangiergeleise hindert.
Ich marschiere frohen Mutes auf den alten Geleisen Richtung alter Bahnhof. Kaum
angelangt erscheinen zwei Militärwachposten an einem Tor und schwenken
gefährlich ihre Kalaschnikows. Ich erkläre wohin ich will - sie wollen mich
gefangen nehmen. Verschiedene Zielsetzungen! Nach einer längeren Diskussion lassen
sie mich gehen. Ich muss zurück! Ein Einheimischer erbarmt sich meiner und führt mich südlich um
den alten Bahnhof über eine Überführung und so lande ich beim Bahnhofportal.
Links davor geht tatsächlich ein Weg ab, er ist überschwemmt. Die intelligenten
Chinesen haben bei ihren Grabarbeiten mit den schweren Baumaschinen die alten, intakten
Druck-Wasserleitungen (Durchmesser 80 cm) aufgerissen und überall ist Wasser. Bald
stehe ich vor Wim, er zuckt einfach mit den Achseln. Dies sei nun seit gut zwei
Wochen so. In der Gegend geht kein einziger Wasserhahn mehr. Kein sauberes
Wasser in diesem Quartier. Die Leute sammeln das Regenwasser von den Dächern!
Wir sind nicht irgendwo, wir sind mitten im Zentrum der Hauptstadt Addis Abeba,
eines Landes mit knapp 90 Millionen Einwohner!
Wim gibt mir seinen Wachmann mit
auf den Weg. Er soll uns auf fahrbaren Wegen zum Gasthaus bringen. Wir finden
Maria unversehrt beim Camionette. Wohlverstanden, unser Wagen ist knapp 400
Meter Luftlinie vom Gasthaus entfernt. Die Zufahrt ist eine Off-Road Strecke
von guten 4 Kilometer. Sie führt uns durch die erwähnten Slums, durch eine
schreckliche Unterführung und beim überfüllten Busbahnhof vorbei. Endlich
stehen wir vor dem alten Bahnhofportal und wollen links in den überschwemmten
Weg einbiegen. Zwischenzeitlich ist die Zufahrt durch eine Barriere gesperrt
worden. Der Wachmann weigert sich kategorisch die Barriere zu öffnen. Ich spüre
wie sich meine in Afrika erworbene Geduld und Nachsicht langsam dem Ende
zuneigt. Ich schnauze ihn richtig wüst an. Der Wachmann erschrickt und holt
seinen Vorgesetzten. Aber auch dieser weigert sich hartnäckig die Barriere
öffnen zu lassen. Nun platzt mir der Kragen. Ich werde sehr bestimmt und erwähne, dass ich den
Bürgermeister von Addis Abeba persönlich gut kenne, dass er ein guter Freund
von mir ist und ich ihn nun anrufen werde. Sofort wird ein Polizeioffizier
geholt der sofort die Barriere öffnen lässt. Wir fahren zu Wim. Alles wird schlussendlich gut. Die Leute an der Barriere grüssen mich seit diesem Vorfall fürchterlich
freundlich und zuvorkommend. Beziehungen muss man haben…oder eine gute Notlüge!
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Wim's Holland House in Addis Abeba |
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Wim's Holland House |
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Baustellen so weit das Auge reicht |
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Menu Karte in Äthiopien - Was essen wir??
(wir wählen Nr. 3) |
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Tibes mit Injera
(Rindsfleisch mit äthiopischen Fladen) |
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Kriegsdenkmal
(in Äthiopien laufen viele Leute mit Gewehren herum!) |